Tag 21- Der löchrige Berg Cerro Rico

Unser heutiges Tagesziel ist es sich zu Bewegen.

Die letzten Tage bestanden überwiegenderweise aus Transfer. Heute wandern wir vom Hostal 4.000 m auf den Cerro Rico 4.800 m. Das hört sich zunächst leicht an, aber die Höhe fordert ein bisschen seinen Tribut. Das Atmen geht eigentlich, solange man sich gleichmäßig bewegt, das unangenehmer sind die leichten Druckschmerzen auf der Herzseite. Solange man in Bewegung bleibt registriert man den Schmerz nicht, hält man an und beginnt man wieder mit dem Laufen merkt man kurzzeitig eine Stoßatmung und ein leichtes Schwindelgefühl.

Also beginne ich von vorne. Zeitig stehen wir auf und gehen hier in unserem Hostal zum Frühstück. Beim Frühstück sitzen schon ein paar Businessleute, die ihr heutiges Verkaufsziel absprechen. Gegenüber unserem "Pro Blanco" Frühstück kann dieses Frühstück nicht mithalten - es ist einfach ein Standardfrühstück und kein Buffet.
Nach dem Frühstück ziehen Sir uns wanderfertig um und starten durch den Centro in die Außenbezirke. Hier ist das Leben so, wie wir es bisher von Bolivien erlebt haben. Einfacher und unaufgeräumter. Leider gibt der Wanderführer keine exakte Beschreibung des Wanderverlaufs und wir orientieren uns einfach auf das Endziel, das weit sichtbar ist, den Gipfel vom Cerro Rico. Aus Potosí raus lagen wir über eine Müllhalte, auf denen Schweine nach Verwertbarem suchen. Wir orientieren uns zu nächst an den Kreuzwegpunkten, bis wir zur Christusstatur kommen. Wir sind jetzt schon im Abbaugebiet. Der Berg sieht schon ramponiert aus, die 400 Jahre Ausbeutung an Silber, Gold, Mangan und Zink sind nicht spurlos sm Berg vorbei gegangen. Verwunderlich bleibt, dass heute immer noch Silber und Zink aus dem Berg geholt wird.
Wir orientieren uns zunächst an den Fahrstraßen, danach an der Stromleitung, die führt zum Gipfel. Laura ist es nicht wohl, direkt an den einzelnen privaten Abraumhalden vorbei zu laufen. Privatbesitz zu betreten ist in Bolivien verpönt und wird gleich mit Diebstahl in Verbindung gebracht. Wie gesagt am Anfang arbeiten wir uns den Berg über die vielen Fahrstraßen nach oben, bis wir dann nur auf schmalen Pfaden den Gipfel erreichen. Zwischendurch grüßen wir Leute, die mit einem Hammer Steine auf klopfen um wertvolle oder gewinnbringend Steine zu finden. Doch ihr mitgeführtes Säckchen ist noch nicht gefüllt. Überfall finden wir Eingänge in den Berg, manche aufgeben und verstellt und andere noch in Betrieb. Viele Betriebe schaufeln mit Hand den ausgeführten Abraum auf einen bereitstehenden LKW, wenige benutzen einen Bager. Je weiter wir nach oben kommen umso weniger betriebene Stollen finden wir vor. Lästig sind die Hunde, die einige Stollen bzw. Hütten bewachen.
Oben auf dem Cerro Rico angekommen, bietet sich eine schöne Rundumsicht über Potosí und das Hinterland. Wir treffen auch auf einen Baggerfahrer, der sich freut, sich unterhalten zu können. Er verfüllt Löcher auf dem Gipfel und wartet darauf abgeholt zu werden. Er erzählt uns, dass Chinesen den Berg kaufen wollten und gänzlich abtragen wollten, aber der Berg ist für Potosí heilig und gehört zur Geschichte von Potosí, zum Reichtum und zum Leid.
Oben auf dem Gipfel sehen wir auch mehrere Tiere, die ähnlich aussehen wie Hasen, nur haben sie einen langen Schwanz und sie bewegen sich wie Kängeruhs fort.
Auf dem Weg nach unten begegnen wir vielen Männern, die gerade ihre Arbeit beendet haben. Wahnsinnig schnell können sie den Abhang hinunter laufen.Beine alte Frau treffen wir such, die mit einem Hammer auf der Suche ist nach verwertbaren Steinen ist. Sie kauert auf dem Boden und wir können uns nicht vorstellen, dass sie alleine den weiten Weg nach Potosí bewältigen kann. Beim Abstieg sehen wir auch einige Einstürze von Stollen. Die Oberfläche hat nach gegeben und den Stollen verschlossen. Wir finden Pyrit " Katzengold" und stecken die Steinchen in unseren Rucksack. Unten wieder in Potosí angekommen merken wir erst jetzt, wie stark uns die Sonne und die Höhe zugesetzt hat. Wir holen uns in einer Tienda eine große Flasche Cola und setzen uns auf die Plaza. Wir schauen dem Leuten zu und beobachten einen Kindergarten, die gerade Abschlußbilder vor der Kathedrale aufnehmen. Nachdem die Cola ausgetrunken ist, gehen wir noch ins Café, spielen noch zwei Runden Binockel. Dani und Laura kümmern sich im Anschluss noch um die Besichtigung der Mine. Mittlerweile gibt es eine Vereinigung aus ehemaligen Minenarbeitern, die eine Besichtigung organisieren und den Gewinn aus den Besichtigungen den Bergarbeitern zukommen lassen.
Dani und Laura müssen unterschreiben, dass die Besichtigung auf eigene Gefahr durchgeführt wird und ein Tod nicht ausgeschlossen werden kann. Letztes Jahr ist ein Tourist bei einer Besichtigung durch einen Sturz in ein Loch ums Leben gekommen. Ich komme nicht mit, mir ist diese Enge und die schlechte Luft ein Grauß und vier Stunden unter der Erde in gebückter Haltung zu viel.
Am Abend gehen wir gut Essen an der Centro Plaza im El Maison bzw. Comedor La Plata. Wir alle sind entzückt von der freundlichen und guten Bewirtung, anstatt Binockel spielen wir UNO.